Arif* ist 15 Jahre alt und kommt aus Syrien. In seiner Heimat tobt der blutige Bürgerkrieg. Vor ein paar Monaten wagten seine Eltern mit ihren drei Kindern die Flucht aus dem Terror. Ihr Ziel: Mitteleuropa. Da ist es sicher, sagte man. Doch die Flucht verlief tragisch.
Die teuer bezahlten Schlepper zwangen die Flüchtlinge mit vorgehaltener Pistole in ein völlig überfülltes Boot. Beim Umstieg auf hoher See in ein größeres Schiff kenterte der kleine Kahn und Arifs beide jüngeren Geschwister fielen über Bord. Seitdem sind sie verschollen. Niemand rechnet mehr damit, sie lebend zu finden. Nach einer dramatischen Odyssee durch halb Europa sind Arif und seine Eltern nun in Herne angekommen. Seit Montag geht er in die Erich-Fried-Gesamtschule. Er freut sich auf die Schule, auf die Normalität eines ganz gewöhnlichen Alltags.
Der arabische Junge ist einer von 15 Kindern und Jugendlichen, die seit dem 24. August als so genannte „Quereinsteiger“ am normalen Schulbetrieb der Klassen 5 bis 9 teilnehmen. Die meisten von ihnen kommen aus den Krisengebieten, die man sonst nur aus den Nachrichten kennt: Syrien, Afghanistan, Palästina, Albanien und dem Balkan. Keiner von ihnen spricht Deutsch. Einige kennen nur arabische Schriftzeichen.
Um den Einstieg zu erleichtern, erhalten die neuen Schülerinnen und Schüler jeden Tag zwei Stunden Deutschunterricht durch drei Lehrerinnen, die diese Aufgaben neben ihrem normalen Unterricht übernommen haben. In jeder Klasse haben sich zwei Paten freiwillig gemeldet, die ihre noch fremden Altersgenossen liebevoll und einfühlsam durch den Tag begleiten. Die notwendigen Unterrichtsmaterialien wurden aus Spenden zur Verfügung gestellt. Die Schulgemeinschaft der EFG heißt die neuen Schülerinnen und Schüler herzlich willkommen.
*Name geändert