Ministerin Löhrmann: Demokratie lernen ist genauso wichtig wie Mathematik oder Sprachen

„Ein guter Mathematiker mit undemokratischen Ansichten, das kann nicht unser Ziel sein.“ Silvia Löhrmann, NRW-Ministerin für Schule und Weiterbildung, bezog am 7. März deutlich Stellung für mehr demokratiepädagogische Unterrichtsprojekte über den normalen Unterricht hinaus. Politische Bildung und der Einsatz für eine demokratische Gesellschaft seien ebenso wichtig wie ein guter Sprach- oder Mathematikunterricht.

„Die Schulen der Zukunft sind demokratische Schulen, in denen Partizipation und Engagement für Menschenrechte, Freiheit, Demokratie und nachhaltige Entwicklung Lehrplan, Unterricht, Projekte und Schulkultur prägen.“ Die Ministerin sprach bei einer Tagung des Fördervereins Demokratisch Handeln in Mönchengladbach vor Schülerinnen, Schülern, Lehrerinnen und Lehrern, die sich über den Unterrichtsalltag hinaus für soziale oder demokratiepädagogische Projekte engagieren. Anlass der Tagung war der aktuell laufende politische, bundesweite Wettbewerb Demokratisch Handeln für Schulen und Weiterbildungseinrichtungen.

Die Erich-Fried-Gesamtschule stellte bei der Tagung gleich drei engagierte Projekte vor. Die Schülervertretung der EFG zeigte die Ergebnisse ihrer landesweiten Befragung zu Stress und Überlastung im Schulalltag. Die Online-Befragung ist seit etwa einem Jahr auf der Homepage der Schule abrufbar und hat bisher über 1000 Teilnehmende. Die Schülersprecherinnen Susan Wilhelm und Laura Gansczyk konnten Ministerin Löhrmann erste Ergebnisse der Befragung vortragen: Mehr als jeder zweite Schüler hat im Laufe seiner Schulkarriere bereits privaten Nachhilfeunterricht erhalten. Die prall gefüllte Stundentafel lässt den Heranwachsenden kaum noch Zeit für Freizeitaktivitäten. Mit steigender Klassenstufe ziehen sich immer mehr Jugendliche aus Vereinen und Ehrenämtern zurück. Eine sehr hohe Zahl leidet an psychischen oder physischen Belastungen wie Konzentrationsproblemen oder Kopfschmerzen.

Bereits mehrfach ausgezeichnet durch Demokratisch Handeln wurde das jahrgangsübergreifende Unterrichtsprojekt Kohlengräberland welches seit über 18 Jahren von den Schülern der Mittel- und neuerdings auch der Oberstufe gewählt werden kann. In diesem Jahr beteiligt sich die Gruppe mit dem Beitrag „Zeitzeugen gegen das Vergessen“. Im Mittelpunkt stehen dabei Personen und Ereignisse aus der Region zur Zeit des Nationalsozialismus. Die Jugendlichen recherchierten in Archiven, befragten Zeitzeugen und entwickelten so gemeinsam die Vorlage für das Theaterstück „Viele Grüße Ingrid“, welches durch die Theater-AG der Schule einstudiert und verfilmt wird. Vier der Laienschauspieler, Neele Salzmann, Kaja Wieczorek, Alina Gizatullin und Niclas Jahr, waren mit nach Mönchengladbach gereist, um das Projekt vorzustellen.

Als drittes Projekt schickt die EFG in diesem Jahr die jahrgangsübergreifende Partnerschaft mit dem Instituto Enmanuel-Mogalo auf Ometepe in Nicaragua ins Rennen. Die Aufnahme einer Schulpartnerschaft wurde 2013 beschlossen und entwickelt sich seitdem zu einem Projekt, welches die gesamte Schulgemeinschaft einbezieht. Auf Märkten und Festen werben Schülerinnen und Schüler für die Unterstützung der Partnerschaft und sammeln eifrig Spenden zugunsten der Altersgenossen in Mittelamerika. Im Spanischunterricht werden Online-Kontakte aufgebaut. Zu einem echten „Renner“ ist die hauseigene Kaffeesorte „El Café“ geworden. Die fair gehandelten Bohnen werden als Espresso und Brühkaffee angeboten und sind inzwischen weit über das Stadtgebiet bekannt. Seit September wurden so über 130 Kilo zugunsten der guten Sache verkauft. Einer der Initiatoren vor drei Jahren war der damalige Sechstklässler Philip Eckey, der gemeinsam mit Mitstreiter Gerry Gregorcewski die Arbeit der Projektgruppe vorstellte.

Der Wettbewerb Demokratisch Handeln wird seit 1990 jährlich ausgeschrieben. Das Projekt wurde initiiert von der Theodor-Heuss-Stiftung und wird neben anderen durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.