Leben unter dem Hakenkreuz Zeitzeugen berichten

„Flink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl“. So wünschte sich Adolf Hitler die deutsche Jugend. Unbedingter Gehorsam, Opferungsbereitschaft und ein Leben für den Führer, war das Ideal der Nationalsozialisten. Doch wie war es wirklich? Wie lebte es sich im Krieg, auf der Flucht und in den Trümmern? Vierzehn betagte Frauen und Männer aus Herne oder Bochum stellten sich einen Vormittag lang den Fragen der Jugendlichen aus dem 10. Jahrgang.

Hautnah brachten die Zeitzeugen aus der Ureltern-Generation die Ereignisse der Nazi-Zeit und der Nachkriegsjahre an die Jugendlichen heran. Es ging um die eigenen Erfahrungen, von der Erkenntnis verführt worden zu sein, von Leid, Flucht und Unterdrückung. Dr. Felix Lipski (Jahrgang 1938) überlebte als Kind das NS-Ghetto in Minsk. Sein Vater saß in Lagerhaft. Der Sohn lernte ihn erst nach dem Krieg kennen. Mit bewegter Stimme, aber ohne Verbitterung berichtet er heute von den Ereignissen, die sein Leben prägten.

Gerd Uhle verbrachte die Kriegsjahre auf der ständigen Flucht vor den Bombenangriffen. „Sieben Mal bin ich evakuiert worden und habe daher ebenso viele Schulwechsel erleben müssen.“ Nach dem Krieg lernte er die sozialistische Diktatur in der Sowjetunion und der DDR kennen. Ende der 50er Jahr floh die Familie in die Bundesrepublik. Mit Blick auf die heutigen fremdenfeindlichen Bewegungen wie PEGIDA rät er zu Gelassenheit: „Unsere Demokratie ist so stark, dass wir uns solche Idioten leisten können.“

Organisiert werden die Begegnungen seit acht Jahren von Horst Spiekermann und seiner Lebensgefährtin Elisabeth Pöcze. Vergangenheit wird nur lebendig im Kontakt mit Menschen war seine Erkenntnis, nachdem er im Fernsehen einen Bericht des letzten, noch lebenden Zeitzeugen des Ersten Weltkrieges gesehen hatte. „Das Wichtige steht nicht im Geschichtsbuch.“ Eingeladen worden war die Gruppe zum wiederholten Mal vom Kurs Kohlengräberland des 10. Jahrgangs unter der Leitung von Ulrich Kind und Isabell Tappenhölter. Passend zum Anlass war die Aula mit Texttafeln aus dem Kohlengräber-Oberstufenkurs und Requisiten der aktuellen Theaterproduktion „Viele Grüße Ingrid“ dekoriert worden.

Als Zeitzeugen beteiligt waren neben den genannten Personen noch Ursula Pleger, Dieter Sebastian, Joachim Pirnay, Erich Zdebel, Ursel Zdebel, Willi Görmann, Rudi Klix, Sophie Barth, Ursula Engelke, Hans-Theodor Spickhofen, Renate Spickhofen sowie Horst Spieckermann.
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Foto: Volker Brockhoff