Kurt-Tucholsky-Abend im Herner Literaturhaus Vokalpraktischer Kurs bot perfekte Kleinkunst und Chansons

Eigentlich war der Auftritt der Schülerinnen und Schüler nur als Rahmenprogramm gedacht. Doch am Ende zeigte der verdiente Applaus, dass die jungen Sängerinnen und Sänger aus der Erich-Fried-Gesamtschule (EFG) der heimliche Top Act des Tucholsky-Abends am 27. April im Herner Literaturhaus waren. Begonnen hatte der Abend mit einem kurzweiligen Vortrag von Dr. Ian King, Vorsitzender der Kurt-Tucholsky-Gesellschaft.

Der schottische Germanist würzte sein Referat mit viel schauspielerischem Talent und feinem Gespür für den Sprachwitz des 1935 verstorbenen Schriftstellers. Doch Tucholsky war mehr als ein Humorist .Seine beißenden Satiren loteten schon damals die Grenzen des gesellschaftlich Akzeptierten aus. King zog Parallelen zur aktuellen Affäre um den Satiriker Jan Böhmermann und kritisierte die nachgiebige Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel gegenüber dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Erdoðan.

Ein Glanzpunkt des Abends war das anschließende Bühnenprogramm des Vokalpraktischen Kurses der EFG unter der Leitung von Katrin Block. Mit einer Mischung aus Kleinkunst, Rezitation und kabarettistischen Gesang zogen die 25 Zwölftklässler das Publikum in der „Alten Druckerei“ sofort in ihren Bann. Die perfekt vorgetragenen frech-frivolen Lieder und nachdenklich stimmende Texte zeigten, dass Kurt Tucholsky nichts von seiner Aktualität verloren hat. Liebe, Einsamkeit und der ewige Kampf der Geschlechter bewegen die Gemüter damals wie heute. Als echte kabarettistische Talente erwiesen sich nicht zuletzt die Solistinnen und der Solist, Klara Wallbaum, Tabea Morzek sowie Jonas Drewes. Ein perfekter Abend, dem man gerne ein größeres Publikum gegönnt hätte.

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