Mehr als nur eine Zeitung Schüler besuchten die Redaktion der „bodo“

„Möchtest du eine bodo kaufen?“ Die meisten Passanten sind so schon beim Einkaufen angesprochen worden von einem Verkäufer, der einen Packen Straßenmagazine unter dem Arm hielt. Die Idee zum Besuch der Redaktion des Straßenmagazins kam den Schülerinnen und Schülern des fortgeführten Französischkurses der Q1, als es im Unterricht um die sozialen Probleme in Paris und damit auch um die Obdachlosen ging.

Bastian Pütter, Chefredakteur von „bodo“, lud die Gruppe unter der Leitung von Susanne Kemp in die Bochumer Redaktion ein. Hautnah konnten die Jugendlichen die Arbeit der „bodo“-Mitarbeiter miterleben. Während Redaktionschef Pütter einen interessanten Vortrag über seine Arbeit und die Hintergründe von Armut und Obdachlosigkeit hielt, kamen immer wieder „bodo“-Verkäufer in den Raum, um einige Exemplare der neuen Juliausgabe abzuholen. „Hi, Markus, alles klar bei dir?“ – sehr persönlich wurden die Verkäufer des Straßenmagazins, zumeist Obdachlose, von den Mitarbeitern der Redaktion begrüßt. Der persönliche Kontakt zu den Obdachlosen ist eine tragende Säule der Arbeit. „Wir wollen die Obdachlosen aus ihrer Unsichtbarkeit rausholen, ihrem Tag eine Struktur, ihrem Leben einen Sinn geben, sie bei dem Kontakt zu Behörden unterstützen und ihnen helfen, wieder in ein ´normales´ Leben zurückzufinden“, so Bastian Pütter über die Prinzipien der Arbeit von „bodo“.

Im Gespräch erfuhren die Schülerinnen und Schüler viel über die Ursachen für Arbeits- und Obdachlosigkeit sowie über das Vertriebs- und Finanzierungssystem des Vereins. Nicht nur der Schwund an bezahlbarem Wohnraum in den Städten des Ruhrgebiets, auch persönliche Krisen wie der plötzliche Verlust des Arbeitsplatzes oder Krankheit können verstärkende Faktoren für den Fall in die Obdachlosigkeit sein. „bodo e.V.“ bietet Arbeits- und Wohnungslosen die Möglichkeit, mit 1,25€ pro verkauftem Magazin (von 2,50 Euro Verkaufspreis), sich etwas Geld hinzu zu verdienen.

Außerdem können die Verkäufer Hilfe bei anderen Problemen, z.B. bei der Abwicklung von Bußgeldverfahren oder Behördengängen bekommen. Die Absicht des Vereins liegt nicht darin, die Verkäufer dauerhaft für diesen Lohn zu beschäftigen, sondern sie zu motivieren, wieder Fuß in der richtigen Arbeitswelt zu fassen. Der Verein finanziert sich ausschließlich durch Spendengelder und die Verkaufseinnahmen. Der Chefredakteur ist sehr zufrieden mit der finanziellen Unabhängigkeit. Die Zeitung ist bei der Berichterstattung über kommunalpolitische Themen frei und niemandem verpflichtet. Die größte Einnahmequelle ist der Buchladen, den „bodo e.V.“ in Dortmund betreibt. Von dort verkauft „bodo“ Bücher über das Internet an Kunden in über 100 Nationen.

Der Verein setzt sich auch für die Rechte von Obdachlosen ein. Ein Beispiel ist die Debatte über ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum in Herne, welches aufgrund diverser Gesetzesauslegungen vor allem die Rechte Obdachloser eingrenzen könnte. Pütter erklärte den angehenden Abiturienten, dass der Verein in eingem Kontakt zu regionalen Politikern aus verschiedenen Parteien steht.
Außerdem erfuhren die Schüler, dass „bodo“ eine von weltweit 113 kooperierenden Obdachlosenzeitungen ist.

Begeistert erzählte der Journalist von einer Konferenz in Athen, bei der sich im Juni Mitarbeiter dieser Zeitungen zum Ideenaustausch getroffen hatten. Hier wurde das Thema „Obdachlosigkeit“ nicht nur diskutiert. Einige der anwesenden griechischen Journalisten und Referenten sind infolge der Wirtschaftskrise mittlerweile selbst obdachlos. Am Ende verkaufte Markus der Gruppe das neue Juli-Heft und posierte mit auf dem Abschlussfoto.

Susanne Kemp, Hauke Bartel und Oleksandr Medynets