Kohlengräber beeindruckten Sylvia Löhrmann Ministerin besuchte Gedenkfeier am 1. September

Sylvia Löhrmann war beeindruckt. Die Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes NRW spendete minutenlang stehend Beifall für die Leistung der Schülerinnen und Schüler des Unterrichtsfaches „Kohlengräberland“ anlässlich der Gedenkfeier am 1. September in den Flottmann-Hallen. Am Jahrestag 75 Jahre nach Kriegsbeginn boten die Jugendlichen ein eindrucksvolles und ergreifendes Votum gegen Krieg, Rassismus und Unterdrückung.

Mit Videos, Gesang und Rezitationen spannten sie einen Bogen vom Ersten Weltkrieg bis hin zum Ende der NS-Regimes 1945. Geleitet wurde die Gedenkstunde von den Kohlengräberlehrern Ulrich Kind und Isa Tappenhölter. Beteiligt war auch das Zeigeistensemble Ruhr, ebenfalls unter der Leitung von Ulrich Kind.

„Diese Jugendlichen machen Mut. Sie stehen für ein anderes Deutschland“, lobte die Ministerin in ihrem Grußwort. Die Erinnerungsarbeit an der EFG und vor allem im Fach Kohlengräberland bezeichnete sie als „Paradebeispiel, wie die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in die Zukunft leiten kann“. Ausdrücklich bezeichnete Löhrmann die Demokratiepädagogik und Erinnerungskultur als wesentlich für das schulische Lernen und die Leistungsbewertung. „Sie ist genauso wichtig wie der Sprach- und Mathematikunterricht.“ Begleitet wurde die Ministerin von der Landtagspräsidentin Carina Gödecke, die sich ebenfalls tief beeindruckt zeigte.
Oberbürgermeister Horst Schiereck hob die besondere Bedeutung des Kohlengräberprojektes für die Erinnerungskultur der Stadt hervor. Er erinnerte neben anderem an die Initiative der Schüler zu einer Schweigeminute am mehrfach geschändeten Shoa-Mahnmal in der Herner Innenstadt.

Am Anfang der Feier stand eine Vertonung des Gedichtes „In Flanders Fields“ von John McCrae aus dem ersten Weltkrieg. Unter der animierten Kulisse eines Mohnfeldes boten das Zeitgeist-Ensembler Ruhr und Schülerinnen der EFG eine Darbietung, die tief bewegte.Ein Video mit Fotocollagen des Projektes „Zeitsprünge“ aus dem Informationstechnikunterricht schlug eine visuelle Brücke zwischen der NS-Zeit und der Gegenwart. Die Bilder zeigen Fotomontagen aus alten Schwarzweiß-Fotos des Stadtarchivs und Bildern von den selben Orten aus der Jetztzeit. Die großformatigen Bilder, die unter Anleitung von Volker Brockhoff entstanden sind, werden bald im Foyer des Stadtarchives dauerhaft ausgestellt.

Tief unter die Haut ging die Interpretation von Udo Lindenbergs „Wozu sind Kriege da“. Die dreizehnjährige Solistin Merit mit Chor aus Ensemble und Schülerinnen rührte selbst Akteure auf der Bühne zu Tränen.

Nachdenkliches mit heiterem Unterton bot Ex-Kohlengräberin Deborah Schwittai mit ihrer Rezitation der wahren Geschichte „Scheiß Ratten“. Am Beispiel einer Bergarbeiterfamilie, die monatelang einen abgestürzten englischen Piloten versteckt hielt, wurde deutlich, dass auch während des NS-Regimes Zivilcourage möglich war.

Inges Lied – Sehr her“ aus dem Musical „Ab heute heißt du Sarah“ bildete den Abschluss der zweistündigen Aufführung. Solistin Lisa Krischker vom Zeitgeist-Ensemble brachte mit ihrer Darbietung die Not der jungen Jüdin Inge Deutschkron in der NS-Zeit so gekonnt dramatisch zum Ausdruck, dass das ihre Stimme noch lange nach Ende der Aufführung im Bewusstsein der Zuhörerinnen und Zuhörer blieb.

Gegründet wurde das „Kohlengräberland“ 1997 auf Initiative der Lehrer und Theaterpädagogen Ulrich Kind und Isabella Tappenhölter, die bis heute die Kurse leiten. Das Angebot mit zurzeit zwei Wochenstunden über drei Schuljahre richtet sich an die Jahrgänge 8 bis 10. Erstmalig soll im kommenden Jahr auch ein Kohlengräber Projektkurs in der Oberstufe angeboten werden.

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