Wider das Vergessen Fotoprojekt „Zeitsprünge“: 80 Jahre sind ein Augenblick

Mehr als 80 Jahre ist es her, dass in Deutschland die Nationalsozialistische Diktatur ihren Lauf nahm. Sieben Jahrzehnte sind seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vergangen. Nur noch wenige lebende Zeitzeugen können von den Ereignissen der Jahre zwischen 1933 und 1945 berichten. Doch die Orte existieren weiter. Die Häuser und Plätze, die Symbole für die NS-Diktatur wurden, begegnen uns mitten im Alltag, meist ohne dass wir über ihre Vergangenheit etwas erfahren.

Das Foto-Projekt „Zeitsprünge“ der Erich-Fried-Gesamtschule möchte diese stummen Zeugen ihre Geschichte wieder erzählen lassen. Die Idee dazu entstand im Rahmen des fächerübergreifenden Projektes „Mein Licht gegen das Vergessen“ auf Initiative des Unterrichtsfaches „Kohlengräberland“ und der DGB-Geschichtswerkstatt. Grundlage waren zahlreiche Fotos, die für den alternativen Stadtführer „Herne und Wanne-Eickel 1933-1945“ zu Tage gefördert worden waren.
Die Schülerinnen und Schüler aus dem Informatik-Kurs des 10. Jahrgangs, unter Anleitung von Volker Brockhoff, suchten die abgebildeten Orte auf und nahmen aus der exakt gleichen Position erneut ein Foto auf. Am Computer wurden diese Bilder dann übereinander montiert und teilweise überblendet. Dank Unterstützung des Fördervereins der EFG konnten die Bilder dann großformatig ausbelichtet und gerahmt werden.

Vom 10. bis voraussichtlich 28. März sind die zwölf Tafeln jetzt im Foyer der AOK NORDWEST zu sehen. Niederlassungsleiter Wilfried Menke zeigte sich sehr beeindruckt von den Schülerarbeiten und bot die Räume der Geschäftsstelle an der Hermann-Löns-Straße 54 als Ausstellungsräume an. Auf dem Grundstück der AOK stand bis 1938 die Herner Synagoge. Das eindrucksvolle Gebäude war in der Pogromnacht vom 9. November der Brandstiftung zum Opfer gefallen. Eine eindrucksvolle Collage der EFG-Schüler erinnert an den weit über Herne hinaus bekannten Sakralbau. Ein besonderer Dank geht auch an das Stadt- und Bildarchiv der Stadt Herne, die das Bildmaterial unbürokratisch zur Verfügung gestellt haben.

Die Arbeit an dem Projekt „Zeitsprünge“ wird fortgesetzt. Derzeit sichtet der Kurs Fotografien von Bombenschäden vorrangig in Wanne-Eickel. Noch vor Ende des Schuljahres werden weitere Collagen fertig gestellt sein. Winfried Menke hat schon jetzt die Räume der AOK in Wanne-Eickel für eine erneute Ausstellung der Arbeiten angeboten.
Foto: Stefan Kuhn