Leben unter dem Hakenkreuz Zeitzeugen erinnern sich an ihre Jugend

„Flink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl“. So wünschte sich Adolf Hitler die deutsche Jugend. Unbedingter Gehorsam, Opferungsbereitschaft und ein Leben für den Führer, war das Ideal der Nazi-Ideologie. Die Jungen wehrbereit, die Mädchen gebärbereit. Doch wie war es wirklich? Wie lebte es sich unter dem Hakenkreuz?

Was bekamen die Jugendlichen damals mit von all der Unterdrückung und Brutalität um sie herum?

Acht betagte Frauen und Männer aus Herne oder Bochum stellten sich am 5. Februar den Fragen aus der Sicht der heutigen Jugend. Einen Vormittag lang, besuchten Willi Birkemeyer, Friedrich Rohrbeck, Dieter Sebastian, Sophie Barth, Gerhard Uhle, Ursula Bierbaum, Franz Nott, Prof. Rolf Hinz und Dr. Felix Lipski den 10. Jahrgang der Erich-Fried-Gesamtschule. In abwechselnden kleinen Runden gaben die Senioren den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in eine Zeit, in der vieles nicht selbstverständlich war, was uns heute wichtig ist. Die rund 110 Jugendlichen hörten fast drei Schulstunden lang gebannt zu. Dicht gedrängt saßen die Jugendlichen und die Senioren an eilig zusammen gestellten Tischen in der Mensa, weil die Aula kurzfristig und unerwartet vom Herner Gebäudemanagement gesperrt worden war (siehe Artikel auf dieser Seite).

„Hatten Sie eine Jugendfreundin?“ wollte eine Schülerin von Gerhard Uhle wissen. Die einfache Frage lieferte einen dramatischen Teil aus der Lebensgeschichte des Mannes. „Ja, hatte ich. Sie war eine Jüdin. Ich lernte sie kennen, weil meine Eltern die Familie zwei Jahre lang im Keller versteckt hielt. Die Nachbarn haben die ganze Zeit nichts geahnt. Mein Vater war Marineoffizier und galt daher als unverdächtig. Nach dem Krieg ging die Familie nach Amerika. Ich habe das Mädchen nie wiedergesehen.“

Auch ernsten Fragen wichen die alten Menschen nicht aus. „Haben Sie auf andere Menschen geschossen?“. Am Tisch wird es still. Die Antwort kommt zögerlich und leise. „Das ist der Krieg. Du hast dann immer nur die Wahl: der andere oder ich.“

Organisiert werden die Treffen seit einigen Jahren von Horst Spiekermann und Elisabeth Pöcze. Eingeladen an die Schule hatte das Unterrichtsfach Kohlengräberland unter der Leitung von Ulrich Kind und Isa Tappenhölter. Beteiligt waren auch der Hauswirtschaftskurs von Dorothe Lahr und Gesellschaftslehrelehrer Volker Brockhoff.