Erneut veranstalteten Ulrich Kind und Isabell Tappenhölter (Lehrer der Erich-Fried-Gesamtschule Herne) am 09.11.2018 eine Gedenkfeier am Shoah-Mahnmal auf dem Friedrich-Ebert-Platz und am Mahnmal an der Bebelstraße. Das Denkmal wurde extra für diesen Tag von der sonst schützenden Umhüllung befreit. Für uns, das Redaktions-Team der Erich-Fried-Gesamtschule Herne, war es aber das erste Mal, dass wir Teil dieser Veranstaltung waren. Wir durften neben allen älteren Mitschülern als einzige Sechstklässler mitkommen und berichten.
Es kamen ca. 400 Menschen zusammen, unter anderem auch Schüler und Lehrer der Erich-Fried-Gesamtschule und der DGB Stadtverband, um an die Toten und die Schrecken der Pogromnacht am 09.11.1938 zu erinnern.
Es begann um 10:00 Uhr mit einer sehr bewegenden Musik von dem Zeitgeist Ensemble Ruhr, das unter der Leitung Ulrich Kinds steht. Die Musik war so besonders und berührend, weil Einzelschicksale, die im 2. Weltkrieg passiert sind, besungen wurden. Das Lied endete um 10:05 Uhr und Herr Kind hielt eine Rede. In der Rede ging es unter anderem darum, dass er vor 25 Jahren das erste Mal mit sechs Schülern in der Innenstadt die Namen der jüdischen Herner, die im zweiten Weltkrieg ermordet wurden, vorgelesen hat. Nach der Rede von Herrn Kind wurde eine Schweigeminute gehalten und anschließend liefen wir mit dem Kranz zum zweiten Denkmal an der Bebelstraße. Dort wurde eine weitere Rede von Norbert Arndt (Verdi-Sekretär) gehalten. Darin ging es darum, dass wir uns gegen Rassismus wehren sollen. Nach der Rede gab es noch eine weitere Schweigeminute. Dieser Tag war ein sehr besonderer Tag für uns und für viele andere auch. Sarah von Oppenkowski fand die Gedenkfeier sehr schön gestaltet, während Dennis von der DGB hofft, dass nächstes Jahr auch andere Schulen dabei sein werden.
Fabian von Oppenkowski, Jiyan Cakti und Jonas Christoph Jaworski (Redaktions-Team, 6. Jahrgang)
Die Anteilnahme und die Partizipation so junger Schüler zeigt mir als Lehrerin, wie wichtig die Arbeit ist, die wir auch an diesem 9. November an beiden Mahnmalen geleistet haben. Blickend in die andächtigen Gesichter der jungen Menschen und ihr Staunen, dass in ihrer Stadt solche Verbrechen verübt werden konnten, gibt Hoffnung, dass sie dem aufkeimenden Rechtsruck in unserer Gesellschaft entgegenwirken. Junge Erwachsene, die nicht nur den Gräueltaten vor 80 Jahren gedenken, sondern auch gemeinsam „Nein!“ zu dem Wahnsinn unserer Zeit sagen, brauchen wir in Zeiten politischer Unruhen und Ungewissheiten. Symbolträchtig legten alle eine Rose auf das Shoah-Mahnmal, das eigens für diesen Tag einen kurzen Moment nicht verhüllt war – ein viel zu kurzer Augenblick im Anbetracht der grausamen und langen Schreckensherrschaft, die so viele Opfer und so großes Leid mit sich brachte. Und nun ist es ein Skandal, um mit den Worten von Norbert Arndt zu sprechen, das selbst ein Denkmal so viele Gemüter erregt, das es nicht unverhüllt auf einem öffentlichen Platz frei zugänglich für alle stehen kann.