Einblicke in das Leben eines afghanischen Flüchtlings

Fahim lebt seit drei Jahren in Deutschland. 2014 kam er als 19jähriger allein aus Afghanistan hierher. Anfang Juli 2017 war er zu Gast im GK Erdkunde der Q1 (Jahrganhg 12) und erzählte von seinen Erinnerungen und Zukunftsplänen.
Özlem Kurt, Ferit Beyköylü und Elif Balinan (Q1) haben dazu diesen Bericht verfasst:
Nachdem im Unterricht vor kurzem das Thema „Migration“ im Fokus stand und auch der Aspekt „Flucht“ thematisiert worden war, kam die Idee auf, einen Flüchtling in den Unterricht einzuladen.

Am Montag, den 3. Juli 2017, war es dann soweit, der Erdkunde-GK der Q1 bekam Besuch von einem afghanischen Flüchtling mit Namen Fahim S. und seiner Betreuerin, Katja Jähnel vom Flüchtlingsreferat des Kirchenkreises Herne. Als Übersetzer halfen uns freundlicherweise Amir Taheery (EF) und Danial Nazarinia (Q1), die Kontaktaufnahme lief über Elif Balinan (Q1).
Fahim ist 2014 mit 19 Jahren alleine nach Deutschland gekommen.

Er ist aufgrund der politischen Situation in seinem Heimatland geflohen, sein Vater ermöglichte ihm die Flucht aus Zentral-Afghanistan, indem er 14.000 € sammelte und ihm gab. Seine Fluchtroute verlief unter anderem über Aserbaidschan und Russland und dauerte nur 10 Tage. Es spielte für ihn im Vorfeld keine Rolle, in welchem Land er landete. Wichtig war ihm nur, der Bedrohung in Afghanistan zu entkommen und in Frieden leben zu können. Letztendlich führte ihn seine Flucht nach Hamburg, wo er registriert und in einer Sammelunterkunft untergebracht wurde. Weitere Etappen seiner Reise führten ihn über Bielefeld nach Herne.

Inzwischen wohnt Fahim alleine in einer kleinen Herner Wohnung und spricht auch schon etwas Deutsch. Er träumt davon in Frieden zu leben, wieder Kontakt zu seiner Familie zu haben, den er vor einem Jahr verloren hat, und einen Beruf ausüben zu können. Den Kontakt zu seiner Familie verlor er aufgrund der strengen, sozialen Kontrolle in der afghanischen Gesellschaft, wo Flüchtlinge als Verräter gelten und Angehörige vor Ort mit Konsequenzen rechnen müssen, wenn herauskommt, dass jemand aus der Familie geflohen ist. Außerdem funktioniert in Afghanistan die Kommunikationsinfrastruktur nur mangelhaft. Mittlerweile hat er sich gut in Deutschland eingelebt, ungewohnt sind die großen kulturellen Unterschiede und nicht zuletzt die Sprache. Er hat viele Freunde auf der Reise und in Herne gefunden. Dies sind nicht nur Afghanen, sondern auch Deutsche oder Flüchtlinge aus anderen Ländern.

In Afghanistan besuchte er die Schule bis zur 10. Klasse und möchte hier seinen Schulgang fortführen, was ihm aktuell aber nicht erlaubt ist. Er hat in Afghanistan erste Erfahrungen als Schneider gesammelt und möchte weiterhin in diesem Berufsfeld arbeiten. Dafür hat er sich in einem Geschäft in Wanne Eickel vorgestellt. Eine offizielle Arbeitserlaubnis von Seiten des Amtes wurde ihm noch nicht erteilt.

Für ihn ist das Leben mit der eigenen Familie sehr wichtig. Deswegen kann er sich vorstellen irgendwann nach Afghanistan zurückzukehren, sobald der Krieg vorbei ist. Aufgrund seines rechtlichen Status kann er seine Familie (Mutter, Vater, Schwester und Bruder) nicht hierhin bringen.
Noch ist nicht sicher, ob er für eine begrenzte Zeit oder für immer hier bleiben darf oder schlimmstenfalls abgeschoben wird. Aktuell kümmert sich ein spezialisierter Kölner Rechtsanwalt um seinen Fall, ein Gerichtstermin steht in Kürze an. Große Unterstützung bekommt Fahim auch durch Katja Jähnel, die für das „Eine Weltzentrum Herne “ der evangelischen Kirche in der Flüchtlingsberatung arbeitet. Sie schilderte uns sehr engagiert, in welcher Situation sich Flüchtlinge hier in Deutschland befinden, die verschiedenen rechtlichen Fragen rund um das Thema Asyl und wie Flüchtlinge hier unterstützt werden können. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Fahim sowie Katja Jähnel und wünschen ihm, dass seine Träume in Erfüllung gehen.