Der Schulhof ist an diesem Morgen noch dunkel – bis auf die große weiße Leinwand, die aus dem Lehrerzimmer flattert. Das einzige Licht spenden die Worte „Ein Zeichen von Hoffnung“.
Ein Zeichen von Hoffnung – One day
Leise Musik spielt im Hintergrund, immer mehr SchülerInnen und LehrerInnen gesellen sich zueinander. Liedtexte werden verteilt, vier Sprachen stehen friedlich nebeneinander: Deutsch, Arabisch, Hebräisch, Englisch.
Die Schulklingel läutet pünktlich um acht, – doch heute nicht zum Unterrichtsbeginn, sondern für den Frieden.
Die Schulgemeinschaft der EFG erinnert an die tausenden Menschen, die gerade in Gaza und in Israel sterben. An den Schmerz und an das Leid, das auf beiden Seiten unbeschreiblich groß ist. An die Fassungslosigkeit, die Sprachlosigkeit, die Angst, etwas Falsches zu sagen, nicht die richtigen Worte zu finden, zu verletzen.
Die Lehrerin Anna Hippert leiht sich die Worte des Historikers und Denkers Yuval Noah Harari, der sagt, dass Israelis und Palästinenser gerade so sehr in Schmerz versunken sind, angesichts der Gewalt, die sie erleben müssen, dass sie gerade gar nicht in der Lage sein können, das Leid der Anderen nachzuempfinden oder anzuerkennen. Er mahnt die Außenstehenden, nicht denkfaul und nicht emotionsfaul zu sein, nicht nur eine Seite der schrecklichen Realität zu sehen. Wenn wir beide Seite sehen, sei Platz für Frieden in der Zukunft. Dann gebe es Hoffnung, dass der Schmerz irgendwann nachlassen dürfe.
Die Menschheitsgeschichte, so Harari, habe gezeigt, dass wenn sogar Opfer des Holocaust und Deutsche wieder Freunde sein können, eines Tages überall Frieden wieder möglich sei.
Auf dem Schulhof ist es so still, keinen Laut hört man. Das Leid im Nahen Osten erschüttert alle.
In die Stille ertönt ein Lied. Die Aufnahme auf der Leinwand stammt aus dem Jahr 2018, als die Gruppe Koolulam Israelis, Palästinenser, Muslime, Christen, Juden, MENSCHEN zu einem gemeinsamen Lied aufriefen: One day.
In dem Lied heißt es: „Mein ganzes Leben habe ich gewartet und gebetet, damit die Leute sagen können: Wir wollen nicht mehr kämpfen, es wird keine Kriege mehr geben und unsere Kinder werden spielen.“