ERINNERUNGSKULTUR
Erinnern ist kein Rückblick ins Vergangene allein – es ist ein aktives Bemühen, aus dem Gewordenen zu lernen und heute Verantwortung zu übernehmen. Durch das Erinnern verbinden wir Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir würdigen, was geschehen ist, geben Gesichter, Geschichten und unterschiedlichen Perspektiven Raum.
Erinnerung ist Teil demokratischer Kultur – sie schützt vor Verdrängung und Verharmlosung, fordert zum Dialog heraus und stärkt Empathie und Verantwortungsbewusstsein.
An der Erich-Fried-Gesamtschule wollen wir Erinnerungsorte schaffen – durch Ausstellungen, Projekte, Begegnungen – und damit zeigen: Wir alle tragen Geschichten in uns. Durch bewusstes Gedenken gestalten wir eine Zukunft, die aus Erkenntnis wächst.
Aktuelle Aktion
Jährliche Angebote und Projekte
Das Fach Kohlengräberland existierte seit 1997 an der Erich-Fried-Gesamtschule Herne. Es wurde im Rahmen des Ergänzungsunterrichts bzw. Wahlpflichtbereichs der Jahrgänge 7 bis 10 sowie als Projektkurs in der Oberstufe angeboten. Ursprünglich trug das Projekt den Namen „Ruhrgebiet vor Ort“ (1997–2002).
Seit seiner Gründung haben mehr als 1000 Schüler*innen in rund 26 Kursen aktiv mitgewirkt, häufig über einen Zeitraum von zwei bis drei Schuljahren. Initiiert wurde das Fach von Ulrich Kind. Im August 2024 trat Ulrich Kind in den Ruhestand – ein Abschied, der auch in regionalen Medien als Ende einer prägenden Ära gewürdigt wurde.
Das Kohlengräberland war demokratie- und theaterpädagogisch ausgerichtet und verband wissenschaftliches Arbeiten mit kreativen Ausdrucksformen. Im Mittelpunkt stand die Erforschung von Geschichte, Politik und Gesellschaft im Ruhrgebiet, insbesondere in Herne und Umgebung – stets mit Bezug zur Lebenswelt der Schüler*innen.
Weitere Informationen und Projektergebnisse finden sich unter www.kohlengraeberland.de.
Mit dem Fach Spurensuche führt die Erich-Fried-Gesamtschule Herne die Tradition des Projekts Kohlengräberland ab dem Schuljahr 2024/25 fort – und geht dabei einen eigenen Weg.
Während das Kohlengräberland die Geschichte und Erinnerungskultur des Ruhrgebiets erfahrbar machte, erweitert das Fach Spurensuche diesen Ansatz um zeitgemäße Themen, Projektlernen und selbstbestimmtes Arbeiten.
Im Mittelpunkt stehen demokratische Werte, gesellschaftliche Verantwortung und Mitgefühl. Das Fach wird drei Stunden pro Woche als EGS-Fach ab der 9. Stufe unterrichtet und verbindet Erinnerungskultur, politische Bildung und aktives Engagement.
Eine zentrale Säule ist die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit:
Die Schüler*innen gestalten Gedenkveranstaltungen (z. B. am 9. November und 27. Januar) und fragen, was getan werden muss, damit sich Geschichte nicht wiederholt.
Zugleich lädt das Fach Spurensuche zum Lernen in Projekten ein – in Kooperation mit sozialen Einrichtungen, Umweltinitiativen oder lokalen Organisationen. Themen reichen von Menschenrechten und Kolonialismus über Zeitzeugenarbeit bis hin zu Umwelt- und Demokratieprojekten.
Kreative Ausdrucksformen wie Ausstellungen, Theaterstücke, Erklärvideos oder Poetry Slams fördern dabei Medienkompetenz und Eigeninitiative.
So tritt das Fach Spurensuche in die großen Fußstapfen vom Kohlengräberland – bewahrt dessen Geist und gestaltet ihn offen, modern und zukunftsorientiert weiter.
Am 9. November 1938 brannten in Deutschland Synagogen, jüdische Geschäfte wurden zerstört, Menschen wurden gedemütigt, misshandelt und ermordet. Diese Nacht, oft als „Reichspogromnacht“ oder „Novemberpogrome“ bezeichnet, markiert den Übergang von Diskriminierung zu offener, systematischer Gewalt gegen Jüdinnen und Juden. Sie war ein Vorbote des Holocaust – und ein Mahnmal dafür, wohin Hass, Ausgrenzung und Gleichgültigkeit führen können.
An der Erich-Fried-Gesamtschule Herne begehen wir diesen Gedenktag jedes Jahr bewusst. Wir wollen erinnern, wachsam bleiben und unsere Schüler*innen ermutigen, Verantwortung zu übernehmen – für ein respektvolles und demokratisches Miteinander. Das Gedenken an den 9. November ist für uns nicht nur Rückblick, sondern Auftrag: Nie wieder dürfen Menschen wegen ihrer Herkunft, Religion oder Überzeugung ausgegrenzt oder verfolgt werden.
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Einmalige Aktionen der letzten Jahre
Im Rahmen der Mitmachaktion #wesayno, welche vor einem Jahr von dem Christian-Rohlfs-Gymnasium aus Hagen ins Leben gerufen wurde, haben auch wir uns beteiligt.

An diesem Tag formte unsere Schulgemeinschaft ein großes, menschliches „NO“ auf dem unteren Schulhof.
Im voraus engagierte sich die AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ bei der organisatorischen Umsetzung und stellte begleitendes Unterrichtsmaterial zur Verfügung. Mit diesem Hilfe sollten die Klassenlehrkräfteihre Schüler*innen im Vorfeld gezielt zu Begriffen und Themen wie „Rasse“, „Hass und Hetze“, „Ideologie“, „Rassismus“ und „Rechtsextremismus“ sensibilisieren.
An einem stillen Morgen versammelte sich unsere Schulgemeinschaft auf dem Hof der Erich-Fried-Gesamtschule. Auf einer weißen Leinwand leuchteten die Worte „Ein Zeichen von Hoffnung“ – begleitet von leiser Musik und Liedtexten in vier Sprachen: Deutsch, Arabisch, Hebräisch und Englisch.
Gemeinsam gedachten wir der vielen Menschen, die in Gaza und Israel ihr Leben verloren haben. In Stille erinnerten unsere Schüler*innen und Lehrkräfte an das Leid auf beiden Seiten – ohne Schuldzuweisungen, aber mit dem tiefen Wunsch nach Frieden, Menschlichkeit und gegenseitigem Mitgefühl.
Eine Lehrkraft zitierte den Historiker Yuval Noah Harari, der mahnt, in Zeiten großen Schmerzes nicht nur eine Seite zu sehen. Wer das Leid aller anerkennt, schafft Raum für Frieden. Wenn selbst Opfer und Täterinnen der Vergangenheit wieder Freundinnen werden konnten, dann – so Harari – darf auch heute Hoffnung bestehen.
Zum Abschluss ertönte das Lied „One Day“ der israelischen Gruppe Koolulam, in dem Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Kultur gemeinsam singen: „Wir wollen nicht mehr kämpfen – es wird keine Kriege mehr geben, und unsere Kinder werden spielen.“
Weiße Taube mit Zweig im Schnabel hat eine schusssichere Weste an.
Wir standen zusammen an diesem Friedenstag – eine bunte Schulgemeinschaft unterschiedlichster Menschen und Kulturen -, um innezuhalten und uns darauf zu besinnen, was uns als Menschen letztlich verbindet. Ganz unabhängig davon, in welchem Land wir geboren wurden oder welcher Religion wir angehören, ob wir arm sind oder reich, jung oder alt.
Wir standen zusammen, um gemeinsam zu schweigen und als Menschen an all die Menschen zu denken, die diesen Krieg nicht wollen und doch erleben müssen.
Heute fehlen wieder Worte und wir sind wieder zutiefst erschüttert und traurig über die schrecklichen terroristischen Angriffe auf Israel und das Ausmaß an menschenverachtender Gewalt. Unsere Gedanken sind wieder bei den Menschen, die von Krieg und Gewalt betroffen sind: bei den Familien, Frauen und Kindern.
Wir verurteilen den terroristischen Angriff auf Israel und jede Form von menschenverachtender Gewalt. Die Erich-Fried-Gesamtschule möchte hiermit ihre volle Solidarität mit allen unschuldigen Opfern dieses Krieges im Nahen Osten zum Ausdruck bringen.
Unsere Schulgemeinschaft, die den Namen eines Mannes trägt, der unermüdlich und mutig für Frieden, Freiheit und Toleranz eingetreten ist, steht für demokratische Werte ein. Unsere Schulgemeinschaft fördert und fordert – an unserer Schule und in unserem heranwachsenden Lerndorf – den respektvollen zugewandten Meinungsaustausch. Offenheit, Respekt und Toleranz für verschiedene Ansichten haben aber ihre Grenzen dort, wo Menschen beleidigt, erniedrigt, angegriffen und in ihrer Menschenwürde verletzt werden. Jeder rassistischen Beleidigung, jeder antisemitischen Äußerung, jeder menschenverachtenden Aussage und jeglicher anderen Form von Gewalt treten wir entschieden entgegen.
Mit der Aktion „Ein Zeichen für den Frieden“ machte unsere Schulgemeinschaft deutlich: Wir stellen uns entschieden gegen Krieg, Gewalt und Ausgrenzung – überall auf der Welt und im eigenen Umfeld. In einer gemeinsamen Veranstaltung erinnerten wir daran, dass Frieden nicht selbstverständlich ist. Frieden beginnt im Kleinen – in gegenseitigem Respekt, im Zuhören, im Mut, Nein zu sagen zu Hass und Gewalt.

Auch in der Aktion „Für die Freiheit“ wurde diese Haltung lebendig. Unsere Schüler*innen gedachten der jungen Iranerin Mahsa Amini, deren Tod 2022 weltweite Proteste gegen Unterdrückung und für Frauenrechte auslöste. Mit dem Lied „Baraye“ und dem Hashtag #womanlifefreedom zeigten sie Solidarität mit all jenen, die für Menschenwürde und Freiheit einstehen.
Beide Aktionen machen deutlich: Erinnerung, Frieden und Freiheit gehören zusammen. Als Schule wollen wir unsere Schüler*innen stärken, hinzuschauen, Empathie zu zeigen und sich einzumischen – für eine Welt, in der Menschlichkeit zählt.
